Havighorster-Oststeinbeker-Geschichtskreis (HOG)

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750 JAHRE HAVIGHORST

Nachdem der Ortsteil Oststeinbek im Jahre 2005 auf sein 750 – jähriges Jubiläum zurückblicken konnte, folgt im Jahre 2007 Havighorst nach. Beide Dörfer verdanken ihre jeweilige erste schriftliche Erwähnung einer Zufälligkeit, nämlich der Ausfertigung bzw. dem Erhalt einer Urkunde. Es könnten durchaus ältere Urkunden existiert haben, die aber verloren gegangen sein können. Die „Gründungsurkunden“ Oststeinbeks und Havighorsts präzisieren ohnehin nicht das eigentliche Alter. Ihr Inhalt spricht sogar dafür, dass beide Dörfer wesentlich älter sein dürften.

Havighorst geologisch

In geologischer Hinsicht ist die Oberflächenstruktur Havighorsts um ein vielfaches älter als diejenige Oststeinbeks. Letztere ist von der von 120 000 bis 20 000 Jahre vor Chr. datierten Weichseleiszeit, also der letzten Eiszeit, geprägt. Sie hinterließ im Gebiet Oststeinbeks weitgehend von mit Tonablagerungen versetzte Sanderschichten. Die Gletscher dieser letzten, der Weichsel-Eiszeit, erreichten nicht mehr Havighorster Gebiet, sondern waren auf Oststeinbeker Gebiet „stehen geblieben“. Deshalb weisen die oberflächennahen geologischen und morphologischen Gegebenheiten im Raum Havighorst Strukturen auf, die in die Zeitalter der vorletzten und vor-vorletzten Hauptvergletscherungen sowie der zweiten und dritten Zwischeneiszeit zurückgehen, die also in die Zeiträume von 480 000 bis 120 000 v. Chr. zu datieren sind. Sichtbarstes Relikt der Warthe-Eiszeit  - 240 000 bis 180 000 v. Chr. -  in der Havighorster Gemarkung ist der Bockhorstberg, von den alteingesessenen Dorfbewohnern auch „Heecksbarg“ genannt. Dankenswerterweise erinnert die Freie und Hansestadt Hamburg mit den Straßennamen „Bockhorster Weg“ und „Bockhorster Höhe“ im neuen Wohngebiet Dorfanger 2000 an diese geologische Besonderheit.

Mit der Urkunde vom 2. November 1257, in der erstmalig auch Havighorst erwähnt wurde, verkauften und übertrugen Johannes und Gerhard, Grafen von Holstein, Stormarn und von Schauenburg den Bauern von Glinde, Bonenbüttel, Schönningstedt, Honsingdorf, Lohbrügge, Hope, Boberg, Oldenburg,  H a v i g h o r s t , Steinbek,  Oststeinbek  und Hane-valle den Sumpfwald, der Asbrok genannt wurde, für siebzig Hamburger Zehnmarkstücke.

Der Asbrook als gemeinsame Weide

Den „Asbrok“ benötigten die Bauern als gemeinsam zu nutzende Weide für ihr Vieh. Er war ein lichter, sumpfiger Eschenbruchwald, der sich ungefähr im Raum zwischen der Bille im Süden und der Steenbek, der heutigen Glinder Au, im Norden, und vom Mündungsgebiet der Steenbek in die Bille im Westen bis ungefähr zu einer gedachten Linie zwischen den beiden Dörfern Ohe und Wohltorf im Osten erstreckte. Der Asbrook war im Zeitraum ab 14000 v.Chr. entstanden, wobei sein Bewuchs in der Folgezeit immer wieder Veränderungen und Erneuerungen unterworfen war. Innerhalb des Asbrooks entstand das Siedlungsgebiet Havighorst als Rodungsort. Viele alte Flurnamen in Havighorst, u.a. Havigsrah, Ortraa, Stöcken, aber auch Binnenfeld, deuten in ihrem Kern darauf hin, dass sie auf gerodeten oder waldfreien Flächen entstanden sind.

Was bedeutet “Havighorst”?

Selbst der Name „Havighorst“ weist in die gleiche Richtung. „Havig“ geht auf das niederdeutsche „Haf“ = Habicht zurück, „Horst“ bedeutet eine frei stehende Gruppe von Bäumen. Danach war Havighorst eine Stelle, an der sich auf einer waldfreien Fläche eine oder mehrer Baumgruppen befanden, auf denen Habichte nisteten.

Geschichtliches

Es ist vorstellbar, dass der Raum Havighorsts schon in germanischer  Zeit um Christi Geburt und früher besiedelt gewesen sein könnte. Havighorst lag einerseits in der Nähe eines sich längs des Geestrückens von Westen nach Osten erstreckenden Handelsweges, andererseits aber auch versteckt im Asbrook, innerhalb eines nicht so einfach zu durchfahrenden Gebietes. Da Havighorst immer nur eine kleine Ansammlung von wenigen Hufen umfasst haben dürfte, „lohnte“ es sich nicht, dort „Station“ zu machen, weder für kaufmännische noch für räuberische „Unternehmer“. Es dürfte also kaum ein Anlaß bestanden haben, Havighorst in noch früherer Zeit als geschehen urkundlich zu erwähnen.

Havighorst hatte wie alle anderen stormarnschen Dörfer eine sehr wechselvolle Geschichte, die hier nachzuerzählen nicht der Raum ist.
Im Jahre 1318 fiel Havighorst in das Eigentum des Klosters Reinbek. 1529 ging das Dorf im Amt Reinbek des Herzogs von Gottorf auf. 1581 wurde die Pulvermühle Domhorst auf der Havighorster Gemarkung errichtet. In preußischer Zeit war Havighorst bis 1889 der Kirchspielvogtei Reinbek und ab 1889 dem Amtsbezirk Sande, später als Amtsbezirk Lohbrügge bezeichnet, zugeordnet. Bei dessen Auflösung im Jahre 1937 auf Grund des Groß – Hamburg – Gesetzes blieb Havighorst als einziges Dorf dieses Amtsbezirks beim Kreis Stormarn, da es sich noch nicht reif fühlte, Teil von Hamburg zu werden, wie es in einer Urkunde zum Ausdruck kam. Stattdessen wurde Havighorst dem Amt Barsbüttel zugeschlagen, dessen Amtsvorsteher der Oststeinbeker Gemeindevorsteher Arthur Husen gewesen war. Ab dem Jahre 1948 gehörte Havighorst dem Amt Glinde an, schloß sich 1974 mit seinem Nachbarort im Norden zur Gemeinde Oststeinbek zusammen. Seitdem teilt es die Geschichte dieser Großgemeinde, die im Jahre 1978 ihre Selbständigkeit erlangte, seitdem bewahrte und auf dem Wege ist, sich zu einer Zwischenstadt zwischen der Hansestadt Hamburg und der Stadt Glinde zu entwickeln.

Seit 1974 vereint mit Oststeinbek

Bei dem Zusammenschluß mit Oststeinbek im Jahre 1974 verstanden es die Bürger Havighorsts, eine relative Eigenständigkeit durchzusetzen. Auf Grund des mit Oststeinbek abgeschlossenen Gebietsänderungsvertrages vom 10. Oktober 1973 erhielt Havighorst einen Ortsbeirat, der in Angelegenheiten, die die örtlichen Belange des Ortsteils berühren, politisch mitwirkt. Außerdem wurde verankert, dass die kulturellen Einrichtungen des Ortsteils und der Sportplatz erhalten bleiben. Auch die weitere Existenz der Ortswehr Havighorst wurde gesichert. Diese Eigenständigkeit Havighorsts tritt bis auf den heutigen Tag im Ortsbild und den in weiten Bereichen erhalten gebliebenen Naturflächen zu Tage. Havighorst ist das letztverbliebene „Relikt“ eines Dorfes stormarnscher Prägung in Südstormarn.

Karlheinz Schmidt, Oststeinbek

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